von Ravi Bargiel B.A, Fabian Klein M.A, Ismael Rittmann B.A und Karl Rothe B.A
Eine der wichtigsten Ressourcen der Architektur ist Fläche. Sie wird bebaut, vervielfältigt, genutzt und verbraucht. Fläche, und zwar die der Erde, ist eine der großen endlichen Ressourcen, die die Menschheit braucht. Doch wieviel Fläche steht uns noch zur Verfügung?
In der EU sind 4% der Bodenflächen künstlich, 6% Freiflächen ohne oder mit wenig Vegetation und 17% Weiden und Ackerflächen, etc. Das heißt mindestens diese 10% der Bodenfläche hat der Mensch bereits der Natur so gut wie unzugänglich gemacht. Hauptsächlich verantwortlich dafür sehen wir Strukturen der Wirtschaft, wie sie typischerweise vermehrt und verdichtet in der ‚Blauen Banane‘ vorkommen und dessen Erscheinung prägen. Wenn wir erkennen, dass das was ‚Natur-‘ und ‚Kulturraum‘ genannt wird nicht getrennt voneinander gedacht werden kann, da wir mit allen anderen Lebewesen auf einer Ebene der Existenz stehen, sowie allen die selben Rechte zur Nutzung des Raums zugestehen, dann ist es unsere Aufgabe diese bebauten und versiegelten 10% Oberfläche im Sinne der terrestrischen Denkweise so effizient wie möglich zu nutzen.
Wir haben mit der Architektur als Technologie des Flächenund Raummultiplizierens, sowie -gestaltens, jede Menge Oberflächen geschaffen, die in ihrer Konzeption derzeit nur Menschen und deren Systeme als Nutzung erlauben. Unsere Raum-Systeme, die an fiktive Märkte gekoppelt wurden, sind so wirkungslos, dass ein erheblicher Teil der Räume regelmäßig leer steht, also tote Oberflächen sind.
Zu jeder dieser Flächen gehört neben dem Raum, den sie dem Menschen bietet, auch der Raum, der unter ihr versiegelt ist und für Lebewesen der kritischen Zone unzugänglich ist. Oberflächen müssen porös, oder reliefartig sein, durchlässig zu anderen Schichten, damit sie Lebensraum bieten und einen Austausch ermöglichen.
Lebensraum bedeutet auch Kommunikationsraum für beispielsweise die Lebewesen, die wir noch Pflanzen, Tiere und Menschen nennen. Uns Menschen sind wenige Arten der Kommunikation zwischen den anderen Wesen bekannt. Wir können viele dieser Netzwerke noch nicht wahrnehmen. Je weiter unsere Forschungen fortschreiten, desto mehr offene Fragen werden sich ergeben. Wir müssen auch lernen, den Wesen, mit denen wir koexistieren und deren Sein über unser Verstehen hinaus geht, Raum zu geben.
1. Das Potenzial der versiegelten Fläche ist Schutz und Stabilität durch strukturellen Erhalt und die gleichzeitige Öffnung der Oberfläche. Die Erde unter dem Asphalt kann wiederbelebt werden, während die gebaute Infrastruktur den Lebensraum behütet und so ein Netzwerk der Kommunikation ermöglicht.
2. Bauliche Infrastrukturen zeichnen sich durch ein Außen und Innen aus. Das Material ihrer Außenhaut bildet nur eine Abgrenzung zwischen den beiden Räumen. Räumliche Grenzen bilden immer Oberflächen und somit potentielle Räume. Diese können teildurchlässig und lebendig sein. Man stelle sich eine Rinde als lebendige Grenze mit einer Tiefe, zwischen Außen und Innen vor und beachte, wieviel kleinteiligen Lebensraum eine solche Oberfläche bieten kann.
3. Hüllen können genauso offen wie geschlossen sein, als Membrane durchlässig und teils undurchlässig agieren (semipermeabel). In ihrer neuen Form verfügen die Oberflächen eine stärker differenzierte Durchlässigkeit. Sie folgen anderen Parametern als die starre Trennung der Räume, die in der modernen Architektur zu finden sind.
4. Unser bereits gebauter und umschlossener Raum hat Potenzial für die Nutzung sich ständig wandelnder Akteure und deren Bedürfnisse auf verschiedenen Ebenen. Denn gebauter Raum ist bereits eine wichtige Ressource und Qualität - in den meisten Fällen einem Neubau überlegen. Einst für monofunktionale Zwecke gebaut, kann er für weitere Wesen der kritischen Zone aktiviert werden und so die Effizienz der gebauten Umwelt im terrestrischen Sinne erhöht werden.
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